→ Alessandro Alessandroni: Im Western was Neues


Ennio Morricones Melodien in Italo-Western wie „Für ein paar Dollar mehr“, „The Good, The Bad and The Ugly“ und „Spiel mir das Lied vom Tod“ sind akustisches Weltkulturerbe. Die markanten Sounds dieser Filmmusiken kommen jedoch von Morricones Schulfreund Alessandro Alessandroni. Der Multi-Instrumentalist hat sich vor allem als Pfeiftalent hervorgetan.

* 16. März 1925 in Rom
† 26. März 2017 in Rom

Wenn Clint Eastwood eine Handvoll Dollar verlangt, Charles Bronson das Lied vom Tod anstimmt oder Terence Hill seinen Namen verweigert, dann bleibt er hörbar im Hintergrund. Alessandro Alessandroni steuerte zu den Soundtracks verschiedener Italowestern mehrere originelle Musikinstrumente bei, unter anderem die Mandoline, das Akkordeon, die Flöte und auch Händeklatschen. Sein Markenzeichen wurde das laute Pfeifen. Darüber hinaus kann der Zuschauer oft den typischen Skatgesang („La la du du hm hm…“) von Alessandronis achtstimmigem Chor I Cantori Moderni (zu deutsch: Die modernen Sänger) hören.


Lauter Pfeifen!

Angefangen hat Alessandronis musikalische Karriere bereits in jungen Jahren. Mit zwölf Jahren erlernte er in den Sommerferien das Spiel der Mandoline. Doch ein Instrument allein reichte dem Autodidakten nicht aus und er wechselte zum Akkordeon. Im Anschluss nahm er drei Monate Klavierunterricht. Hinzu kamen im Selbststudium das Tenorsaxophon und die Gitarre. Durch regelmäßige Auftritte in Bars sammelte Alessandroni reichlich Bühnenerfahrung. Bald schon gründete Alessandroni eine eigene Gruppe und machte Musik fürs Fernsehen und für die Werbung. Bei der Arbeit an einem Fellini-Soundtrack wurde dann der Komponist Nino Rota („Der Pate“) auf Alessandronis Pfeiftalent aufmerksam, und Alessandroni landete beim Film.

Über das Kino kam auch die Zusammenarbeit mit Ennio Morricone zustande. Als Sergio Leone 1964 für seinen Epoche machenden Italowestern „Für eine Handvoll Dollar“ bei Ennio Morricone die Begleitmusik in Auftrag gab, holte der seinen alten Schulkumpel Alessandro Alessandroni mit ins Boot. Der pfiff sich eins und lieferte weitere ungewöhnliche Sounds dazu. Die italienische Westernmusik war geboren. Was für ein Unterschied zum glattpolierten Orchestersound aus Hollywood! Zwei Jahre später, 1966, arbeiteten Morricone & Alessandroni für die Filmmusik von „The Good, The Bad and The Ugly“ erneut zusammen. Es wurde ihre erfolgreichste Produktion.


Lasst die Puppen tanzen!

Alessandro Alessandronis größter Hit indes wird jemand anderem zugeschrieben. Leichtfertig überließ er seinem Kollegen Piero Umiliani die Grundmelodie zu „Viva la Sauna Svedese“ („Es lebe die schwedische Sauna“). Umiliani fabrizierte gerade den Soundtrack zur Softsexdoku „Svezia, inferno e paradiso“ („Schweden – Hölle oder Paradies?“ von 1968) und suchte für eine einminütige Szene nach einer musikalischen Untermalung. Alessandroni schnarrte wie ein Kazoo über eine Orgelmelodie und fertig war der Lack! Die Pornomucke ist heute besser bekannt unter dem Titel „Mah Nà Mah Nà“ und wurde sowohl durch die Sesamstraße als auch die Muppet Show weltberühmt – vor allem bei Kindern und Jugendlichen. In der Originalversion sorgten übrigens Alessandro Alessandroni und seine Ehefrau Giulia de Mutiis für die frivole Lippenmusik, während auf der Leinwand eine Gruppe blonder Schwedinnen eine winterlich eingeschneite Saunahütte betritt:

»Ich arbeitete viel mit Umiliani. Er mochte meine Stimme und die meiner Frau. Ich überließ ihm die Idee zu ›Mah-Na-Mah-Na‹ … und seitdem erntet er die Früchte des Erfolgs dafür! Ich warte immer noch auf meine Anerkennung!«

Mittlerweile wirkte der Pfeifer von Rom an unzähligen Soundtracks mit, ob nun bei Italo-Western, Italo-Erotica oder seriösen Streifen. Und der Mann ist immer noch aktiv! Zuletzt steuerte der 89jährige sein markantes Pfeifen für die Platte „Supernormal Superstar“ der Dead Lovers bei. Respekt!

Über andileser

Ich bin außer mir.
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